Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern. Bei Trockenfrüchten ist es nichts anderes, deshalb lass uns in diesem Artikel über die reife Haut und den alten Falten hinwegsehen und uns über die inneren Werte erfreuen, denn sie sind gewiss zuckersüß und voller positiver Überraschungen.
Da ich selbst ein großer Fan von Trockenobst im Winter bin und zu den stolzen Selbermachern gehöre, möchte ich euch meine heimischen Lieblingssorten vorstellen und einen schönen Trick wie man Dörrobst auch ohne Apparat schonend herstellt.
Die fünf süßen Verführungen
Zwetschke
Mein Favorit zur Förderung der Verdauung, denn schon fünf getrocknete Zwetschen über Nacht in Wasser eingeweicht und am nächsten Tag im Müsli oder mit Joghurt konsumiert wirken abführend und harntreibend. Sie bringen somit unseren trägen Darm in Bewegung. Neben diesem positiven Effekt nehmen Zwetschken auch noch Giftstoffe mit, bevor sie unseren Körper wieder verlassen.
Auf Grund ihrer vielen Antioxidantien schützen sie zusätzlich vor vorzeitiger Alterung, Krebs und Herzinfarkt. Laut einer amerikanischen Untersuchung ist die Dörrzwetschke auf Platz eins der Radikalfänger vor allen anderen Trockenfrüchten. Grund dafür sind die blauvioletten Farbstoffe (sekundäre Pflanzenstoffe), die in der Schale vorhanden sind. Auch Karotinoide, Kupfer und Bor hält sie in ihrem Inneren verborgen und beschenkt uns reich damit.
Getrocknete Zwetschken beugen weiteres noch Osteoporose vor und greifen positiv in unseren Fettstoffwechsel ein. Sie enthalten lösliche Ballaststoffe, die den Cholesterinspiegel und damit auch das Risiko von Herzerkrankungen senken.
Unter den Trockenfrüchten ist die Dörrzwetschke (auch Pflaume genannt) die süße Verführung Nummer eins. Im Vergleich zu anderen Früchten hat sie nämlich einen besonders hohen Fruchtzuckeranteil, der bei Fructoseintorleranz beachtet werden soll.
In diesen Fällen könnte ein zu hoher Konsum zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall kommen. Ich rate euch daher den Spruch "weniger ist mehr" zu befolgen :)
Marille
Getrocknete Marillen sind wahre Vitaminbomben, reich an wichtigen Bioaktivstoffen und sie verfügen über einen Nährstoffgehalt, der fast fünfmal so hoch ist, wie bei frischen Früchten.
Dennoch sollten auch sie nur in Maßen verzehrt werden: fünf getrocknete Marillen täglich genügen, da sie sonst abführend wirken können.
Für mich sind getrocknete Marillen rasche Vitaminfüller, denn drei Stück am Tag decken die Hälfte des täglichen Vitaminbedarfs. Neben Vitamin A (sehr gut für Knochen und Augen, Haut und Schleimhäute) enthält es auch jede Menge Vitamin C (Immunsystem stärker, Radikalfänger). Auch der Beta Carotin Gehalt ist höher als bei anderen Obstsorten.
Getrocknete Marillen meinen es auch mit Schwangeren und Frauen im Wechsel gut, denn sie enthalten sehr viel Folsäure (zuständig für ein gesundes Wachstum des Embrio und der Zellteilung), Kalium und Eisen. Eisen reguliert eine gesunde Sauerstoffversorgung und schützt vor permanenter Müdigkeit. Da viele Frauen während der Regelblutung an Eisenmangel leiden, rate ich euch zu dieser Zeit ein paar getrocknete Marillen täglich zu naschen.
Auch für den Magen & Darmbereich sind sie sehr unterstützend. Grund dafür ist der hohe Gehalt an Salicylsäure, der in der Lage ist schädliche Keime und Bakterien im Magen/Darm Bereich abzutöten und eine leicht antibakterielle Wirkung vorweist.
Äpfel
Habt ihr gewusst, dass nur 75 Gramm getrocknete Äpfel täglich über einen längeren Zeitraum eingenommen einen bemerkenswert positiven Effekt auf die Blutfettwerte, die unser Herz/Kreislaufsystem schützen hat?
Das zeigt eine Studie mit Frauen nach den Wechseljahren, die US-amerikanische Forscher auf der Tagung "Experimental Biology 2011" in Washington, DC vorstellten.
Auch der Vitamingehalt ist nicht außer Acht zu lassen und dass Äpfel regelmäßig konsumiert werden sollen sagt uns die alte Weißheit "an apple a day keeps the doctor away".
Heidelbeeren
Die Kraft der Heidelbeere wurde schon im MIttelalter bei Durchfall oder Entzündungen um Mund & Rachenbereich verwendet. Heute weiß man durch wissenschaftliche Studien, dass sie schleimhautschützend, keimreduzierend und antioxidativ Wirkt. Auch für Kinder eignen sich getrocknete Heidelbeeren hervorragend, sie haben einen süßlichen Geschmack und sind kleine Häppchen für zwischendurch, die Beschwerden wie Durchfall rasch wieder vergehen lassen können.
Birnen
Auch dieses Obst glänzt vor nützlichen Inhaltsstoffen. Birnen sind reich an Folsäure, Herz- und Kreislauf stärkend und sie können uns ein Lächeln um den Mund zaubern, da sie sich fleißig an der Produktion von Glückshormonen beteiligen.
Neben vielen Vitaminen versorgen sie uns auch mit Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Kupfer, Phosphor und Zink. Weitere Inhaltsstoffe wie u.a. die Gerbsäure wirkt sich positiv auf Entzündungen im Magen- und Darmbereich aus. Sie bekämpfen Verdauungsstörungen und entgiften den Darm und fördern die Blutbildung.
Für den kleinen Hunger zwischendurch kann ich euch frische oder getrocknete Birnen sehr empfehlen.
Das Trocknen ohne Trockengerät
Ein Ästchen aus dem Wald (43 cm) und ein wenig Schnitzbegeisterung oder ein dünnes Bambusstöckchen (43 cm) aus dem Laden und ein Backofen sind alles was man zum selber trocknen benötigt.
Als erstes befreie ich die Früchte vom Kerngehäuse (Birnen & Äpfel) und schneiden Sie sie je nach Geschmack in etwa 0,5 Zentimeter dicke Ringe.
Während das Backrohr auf 40 Grad Heißluft vorheizt fädle ich die Obststücke auf den Stock auf und hänge sie dann in die Führungsschienen vom Backblech.
Marillen und Zwetschen werden aufgespießt, dazu rate ich euch eine Seite des Stockes anzuspitzen.
Am besten du misst dir den Abstand von der eine Schiene zur anderen aus, denn so lange soll dein Stöckchen sein. Bei mir sind es 43 cm.
Die Backofentür muss einen Spalt geöffnet bleiben (Stiel vom Holzlöffel reinzwicken), damit die Feuchtigkeit abziehen kann.
Nach einer halben Stunde wenn alles schon etwas angewärmt ist, erhöhe die Temperatur auf 70 Grad. Wenn du beim Aufschneiden kein saftiges Fruchtfleisch mehr siehst und sich das Obst lederartig anfühlt, dann sollte es ausreichend getrocknet sein. Bei Heißluft dauert dieser Vorgang ca. sechs Stunden, von Ober und Unterhitze rate ich euch ab, denn da dauert es doppelt so lange.
Nachdem du die Früchte aus dem Ofen genommen hast breite sie auf einem Küchentuch aus und lasse sie noch ca. fünf Tage an der Luft nachtrocknen, bevor du sie in Gläser abfüllst. Trockenfrüchte lassen sich sehr gut in Leinenbeutel aufbewahren.
Wie bitte, gekaufte Trockenfrüchte werden oft geschwefelt?
Leider werden viele Trockenfrüchte von den Produzenten gerne geschwefelt und nachbehandelt, damit sie die unansehnliche braune Farbe verlieren und perfekt für das Auge sind. Sie sind jedoch verpflichtet dieses am Etikett zu vermerken, daher rät sich ein prüfender Blick, bevor sie im Einkaufswagen landen.